Anmerkung vorweg:

Es ist oft schwer zu verstehen, wie man sich verhalten muss, wenn ein Angehöriger an Demenz erkrankt ist. Plötzlich ist alles anders - plötzlich reagiert er anders. Wie reagiere ich? Wieso verstehe ich ihn nicht? Was möchte er? Dieses Gedicht erklärt in einfacher Weise, was jemand möchte und was nicht, wenn er an Demenz erkrankt ist. Es ist m. M. nach verständlicher als manches andere.



"Wenn ich einmal dement werde........"


...dann soll mein Leben einfach, übersichtlich und voraussehbar sein. So, dass ich das gleiche mache, jeden Tag zur gleichen Zeit. Auch wenn es dauert, bis ich es geschafft habe.

...muss Du ruhig mit mir sprechen, damit ich keine Angst bekomme und nicht das Gefühl habe, dass Du böse mit mir bist. Erzähle mir immer, was Du tust und Du solltest mich immer wählen lassen und respekteiren, was ich wähle.

...denke daran, dass es gut und wichtig für mich ist, schöne Erlebnisse zu haben und dass Du sie mir erzählst, bevor ich sie erlebe.

...kriege ich viel mehr Schlaf, als ich eigentlich will. Und wenn ich schlafe, habe ich immer Angst, dass ich nicht mehr wach werde. Gib mir Mut zu schlafen und erinnere mich daran, dass die Nacht von dem neuen Tag abgelöst wird.

...kann ich vielleicht nicht mehr mit Messer und Gabel essen, aber bestimmt sehr gut mit den Fingern - lass es mich tun.

...kann ich mich nicht mehr daran erinnern, was ich möchte. Du musst lernen, mir das zu zeigen.

...bin ich vielleicht eigensinnig, boshaft und habe schlechte Laune. Ich bin so, weil ich mich machtlos und hilflos fühle. Ich hasse das! Und wenn ich Panik bekomme, dann nur, weil ich an zwei Dinge gleichzeitig denken soll. Halt meine Hand ganz fest und hilf mir, mich nur auf eine Sache zu konzentrieren.

...bin ich leicht zu beruhigen. Nicht mit Worten, sondern, indem Du ganz ruhig neben mir sitzt und meine Hand hälst.

...verstehe ich das Abstrakte nicht mehr. Ich will sehen, spüren und begreifen, wovon  Du sprichst.

...habe ich das Gefühl, dass andere mich schwer verstehen. Genauso schwer ist es für mich, die anderen zu verstehen. Mach Deine Stimme ganz klar und sieh mir ins Gesicht, dann verstehe ich Dich am besten. Mach nur wenige Worte und einfache Sätze und versuche herauszufinden, ob ich alles verstanden habe.  Guck mich an, berühre mich und lächle mich an, bevor Du mit mir sprichst..... So weiß ich, dass Du es gut mit mir meinst. Vergiss nicht, dass ich viel vergesse!

...möchte ich Musik hören. Die von damals! Aber ich habe vergessen, welche es war. Lass sie uns zusammen hören....ich vermisse das. Ich mag auch gerne singen, aber nicht alleine. Wenn Du mich an die Hand nimmst, können wir zusammen durchs Leben tanzen.

...und sage, dass ich nach Hause will, dann antworte mir ernsthaft, damit ich merke, dass Du weißt, dass ich mich im Moment einsam fühle.

...und schimpfe, dann gehe einen Schritt zurück und gib mir die Chance zu spüren, dass ich immer noch Eindruck machen kann.

Ich bin oft verzweifelt - verzweifle nicht auch Du!